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Gruppe Montag I. Unsere Senioren

Die Senioren des SSHG Zwickau e.V.

Warum es in unserem Verein eine Seniorengruppe gibt? Diese Frage ist leicht zu beantworten. Bei uns gibt es die Möglichkeit, verschiedene Selbsthilfegruppen anzubieten und auszuprobieren. Es muss ja passen, damit man sich in seiner SHG wohl fühlt. Warum nicht auch eine Gruppe für Menschen 60 +?

Diese Gruppe gab es schon viele Jahre vor unserer Vereinsgründung und sie hat sich bewährt. Betroffene und ihre Partner treffen sich, um über die Krankheit, vorwiegend Alkohol- und Medikamentensucht zu sprechen. Die Gründe, warum man erst spät in die Sucht gerutscht ist, sind andere als bei jüngeren Leuten.

Der Übergang ins Rentenalter bringt viele Veränderungen: Die Tage haben keine gewohnte Struktur mehr, sie ziehen sich hin wie Kaugummi. Kinder sind längst ausgezogen, haben sich eine eigene Existenz geschaffen und meist wenig Zeit für die Eltern. Freunde oder Partner werden krank, einige sterben. Soziale Kontakte brechen ab. Man fühlt sich so hilflos und allein. Seelentröster haben es da leicht.

Dann kommt noch das Schamgefühl hinzu. Ich? Suchtkrank? Lange will man es nicht wahrhaben – und es merkt ja keiner. Diese Gefühle kennen die Mitglieder der Gruppe. Hier wird man verstanden. Hier kann man über alles reden.

Nun könnte man meinen, unsere Senioren sind eine Jammertruppe. Das stimmt nie und nimmer. Trotz mancher Beschwerden, die das Alter so mit sich bringt, sind sie eine der aktivsten Gruppen des Vereins. Viel wird gemeinsam unternommen, die Gruppenstunden (14tägig montags, ab 16.00 Uhr, in den geraden Kalenderwochen) will keiner mehr missen. Einer ist für den anderen da, auch wenn es privat Probleme gibt. Ganz rührig dabei ist die Gruppensprecherin. Sie hält die Kontakte zu ihren Mitgliedern, zum Verein, nimmt an Veranstaltungen und Weiterbildungen teil und hält „ihre Gruppe" auf dem Laufenden.

Menschen, die mit ihrem Suchtproblem nicht mehr allein sein wollen, die verstanden werden wollen und die ihr Leben wieder sinnvoll ohne Alkohol und zu vielen Tabletten auf die Reihe kriegen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen.

Kommen Sie einfach im Verein SSHG Walther-Rathenau-Straße 6,
08058 Zwickau, vorbei, Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, spontan in die Gruppe
oder nehmen Sie Kontakt auf unter Telefon 0375/3034672.


Es ist nie zu spät!

 

 

Opas Schnäpschen und Omas Tablettchen

SWR2 Impuls. Von Anna Florenske; Internetfassung: Ulrike Barwanietz & Ralf Kölbel

Sucht im Alter ist in der Gesellschaft und in der Medizin sehr lange unter-bewertet worden. Vor allem auch von den Suchtforschern selbst. Noch im Jahr 2000 gab es keine einzige Studie, in der ältere Menschen einbezogen waren. Doch inzwischen ist klar: Es ist beileibe kein Einzelfall, dass Senioren süchtig sind.

Wir haben in Deutschland etwa zwei Millionen über 60-Jährige, die abhängige Raucher sind. Wir haben über 1,5 Millionen Menschen, die Benzoediazepin-abhängig sind, also von Medikamenten wie Schlafmitteln, Beruhigungsmitteln, die ein Suchtpotential haben. Wir haben 400.000 Alkoholabhängige unter den über 60-Jährigen. Aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Denn es gibt über drei Millionen ältere Menschen mit einem riskanten Alkohol-Konsum in Deutschland.

Das sind nur die ersten Zahlen zur Suchtproblematik im Alter

Die gebräuchlichsten Suchtstoffe sind Medikamente, Alkohol und Zigaretten. Harte Drogen wie Heroin spielen bei den über 60-Jährigen kaum eine Rolle. Nicht zuletzt, weil die meisten Abhängigen weit vor dem 60. Lebensjahr sterben. Zum Gebrauch von Cannabis gibt es noch keine zuverlässigen Zahlen. Insgesamt sind es überraschend viele Menschen, die im Seniorenalter süchtig sind. Dass davon lange Zeit wenig zu hören war, hat vielfältige Gründe.

Die Betroffenen schämen sich, versuchen es auch nach Möglichkeit geheim zu halten. Die Angehörigen denken: Naja, das lohnt sich doch nicht mehr. Und in der Suchthilfe dachte man bisher: Die Umstellungsfähigkeit ist doch im Alter nicht mehr so da, das wird sich schon irgendwie auswachsen.

Sucht im Alter hat ein ganz anderes Gesicht als in der Jugend

Jugendliche protzen damit, Älteren ist sie meistens peinlich. Sie ziehen sich dann viel eher zurück. Häufiger sind es Frauen, die versuchen, ihre Sucht geheim zu halten. Wie lange es dauert, bis die Sucht ans Tageslicht kommt, ist unterschiedlich. Eines ist aber immer gleich: Auch Angehörige, Freunde oder Partner leiden, wenn ihr geliebter Mensch abhängig ist. Zur Passivität verdammt. Viele Beziehungen zerbrechen an der Sucht.

Inzwischen ist auch wissenschaftlich belegt: Auch im höheren Lebensalter ist Sucht ein reelles und handfestes Problem. Abhängigkeiten verschwinden nicht einfach so, wenn man älter wird. Sondern: sie bleiben erhalten. Gleichzeitig verringert sich aber mit den Jahren die Fähigkeit des Körpers, Suchtstoffe zu verarbeiten.

Der ältere Mensch braucht zum Einen weniger, um überhaupt in den Rausch hinein zu kommen. Und um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, braucht er viel mehr Zeit. Das führt auch dazu, dass er auch körperlich viel schneller schwächer wird. Der Jugendliche steckt vieles anders weg, weil seine biologische Reserve einfach viel größer ist. Beim Älteren wird auch die Möglichkeit, damit umzugehen, immer eingeschränkter.

Unterschiede im Suchtverhalten von älteren Frauen und Männern

Es ist so, dass Frauen viel häufiger medikamentenabhängig sind. Dass einerseits die Scham oft größer ist, genauso die Schuldgefühle. Frauen sind aber oft auch schneller bereit, in eine Behandlung zu gehen. Männer sind häufiger alkohol- oder drogenabhängig. Und haben in höherem Alter noch stärker eine klassische Männerrolle verinnerlicht: Dass man wenig Kontakt zu seinen Gefühlen hat und seine Gesundheit überschätzt. Dass es eben sehr schwer fällt, Schwächen zuzugeben.

Das macht die Sucht im Alter noch gefährlicher. Auf der anderen Seite sind die Anzeichen einer Abhängigkeit bei Senioren besonders schwer zu erkennen. Es ist insofern schwieriger, als es auch ganz normale Alterserscheinungen sein können, die mit den Folgen der Sucht verwechselt werden. Sei es, dass man eben geistig nicht mehr so beweglich ist. Dass man körperlich nicht so beweglich ist. Dass man sich zurückzieht. Dass Stürze auftreten.

Bei der Sucht kann die Symptomatik durch viele andere Krankheiten, die auch da sind, völlig verschleiert werden. Es kann eine Depression sein, es kann eine Demenz sein. Es kann auch eine Vergiftung sein mit anderen Medikamenten, die zufällig eingenommen wurden. Das heißt, das Symptom, das wir eigentlich kennen von einer Sucht, sieht im Alter oft ganz anders aus.

Für viele Experten ist es überraschend: Sucht beginnt oft erst im Alter

Gibt es besondere Risikofaktoren für den späten Beginn einer Abhängigkeit? Hier hat man eine Reihe von Faktoren identifizieren können, wie z. B. den Verlust des sozialen Netzwerkes etwa durch Pensionierung oder Tod des Partners, finanzielle Einbußen, körperliche Erkrankungen, Schmerzen. Anders als noch vor ein paar Jahren gedacht, sind ältere Menschen also meist nicht weniger, sondern stärker suchtgefährdet als junge Menschen.

Der Übergang ins Rentenalter bringt viele Brüche und Veränderungen: Die Tage haben keinen Rhythmus mehr, sie ziehen sich hin wie Kaugummi. Die Wohnung ist plötzlich so leer, weil die Kinder ausgezogen sind. Freunde oder Partner werden krank, einige sterben. Immer häufiger sitzt man allein vor dem Fernseher. Wenn ältere Menschen viel allein sind, fehlt die soziale Kontrolle. Seelentröster haben es da leicht.

Das hat unterdessen auch die Bundesregierung erkannt. Zitat: "Schädlicher Suchtmittelkonsum und Abhängigkeit im Alter werden bisher zu wenig beachtet und oft nicht erkannt. Oftmals ist auch das Pflegepersonal nicht ausreichend auf den Umgang mit Suchtproblemen vorbereitet", so die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

Suchthilfe und Altenhilfe

Seit 2010 fördert sie mit dem Projekt ‚Sucht im Alter' acht Suchthilfeeinrichtungen in Deutschland: jeweils eins in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig, Mecklenburg und Sachsen, und drei in Nordrhein-Westfalen. Sie sollen in der Region das Verständnis für Sucht im Alter schärfen. Und erst seit Suchthilfe und Altenhilfe durch das Förderprojekt zusammenarbeiten, wird das Problem offensichtlicher.

Ältere Menschen nehmen Hilfen meist dankbar an, wenn man einfühlsam und sehr vorsichtig vorgeht. Sie brauchen einfach nur etwas mehr Zeit als jüngere, um sich auf Veränderungen einzustellen. So ist es auch beim Ausstieg aus der Sucht. Es wartet noch viel Arbeit: Sucht im Alter - die Zahl der Betroffenen wird steigen. Nicht nur, weil es immer mehr ältere Menschen in unserer Gesellschaft gibt.

Kommen die 68er wieder?

Da die Generation der 68er Suchtstoffe viel mehr gewöhnt ist als die vorherige Kriegsgeneration, ist ihr Risiko in eine handfeste Sucht zu rutschen, wesentlich größer, prognostizieren viele Experten. Doch das sind recht neue Erkenntnisse. Ob es wirklich so kommt, wird sich erst in Zukunft zeigen. Soviel ist sicher: Der Bedarf an Aufklärung zum Thema 'Sucht im Alter' ist da. Die Fortbildungen werden gut angenommen. Und viele Senioreneinrichtungen unterschreiben anschließend einen regionalen Kooperationsvertrag. Darin vereinbaren Ein-richtungen aus Sucht- und Altenhilfe, dass sie künftig mehr zusammenarbeiten wollen.

Stand: 10.03.2014, 16.54 Uhr

Diesen Artikel haben wir online bei SWR2 Impuls gefunden, er beschreibt aus unserer Sicht treffend die Situation auch in unserer Heimatstadt Zwickau und Umgebung.

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